Standortförderung ist eine Art „Frischzellenkur“ für jeden Wirtschaftsraum. Für politisch Verantwortliche ist sie auch ein Indikator, wie kompetitiv der Standort im Wettbewerb um Direktinvestitionen und Talente ist. Mit Ansiedlungen kommen nicht nur neue Technologien und hochtalentierte Mitarbeitende an einen Standort, damit verbunden ist auch ein erhebliches Steuersubstrat für die öffentliche Hand.
Standorte, die sich im Standortwettbewerb wirksam promoten, haben die Nase vorne. Eine ausführliche Studie von EY im Auftrag der Greater Zurich Area hat 2018 die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit des Standortmarketings eindrücklich aufgezeigt.
Lohnendes Geschäft
Zur Versachlichung der Wirksamkeit wurde ein typologisches «Durchschnittsunternehmen» aus einer Ansiedlung abgeleitet. Dieses beschäftigt typischerweise am Ende des ersten Jahres nach der Ansiedlung 6.3 Mitarbeitende und wächst pro Jahr um eine Fachperson. Es deckt bereits nach einem Jahr mit Steuererträgen von CHF 71‘800 die durchschnittlich pro Unternehmen anfallenden Kosten einer Ansiedlung von CHF 71‘500. Jedes weitere Jahr der Existenz des Unternehmens verbessert das Ertrags-/ Kostenverhältnis substanziell, weil keine weiteren Ansiedlungskosten anfallen. So weist ein angesiedeltes Unternehmen nach fünf Jahren ein Ertrags-/ Kostenverhältnis von 6:1 und nach 9 Jahren sogar von 12:1 aus.
Frischzellenkur für Standorte
Viele Wirtschaftsstandorte verfolgen ein Standortmarketing nicht primär für das quantitative Wachstum der Region. Standortmarketing kann vielmehr den wirtschaftlichen Strukturwandel durch die nachhaltige Ansiedlung innovativer Unternehmen in einer Region (so quasi eine Art "Frischzellenkur" für Standorte) unterstützen. Unternehmen mit innovativem Knowhow oder neuen Technologien fördern die Entwicklung von Ökosystemen mit Zulieferern, Partnern und Kunden, was aus Synergiegründen wiederum weitere Ansiedlungen von Unternehmen mit ähnlichem Produkt- oder Dienstleistungsfokus nach sich zieht. Gerade auch die Ansiedlung von sogenannten Schlüsselunternehmen mit weltweit bekannten Marken führt dazu, dass sich weitere ausländische Unternehmen für einen Standort entscheiden. Durch Spin-offs oder Akquisitionen wird der wirtschaftliche Strukturwandel zudem weiter positiv verstärkt.
Nachhaltige Ansiedlungen
Von den in der EY-Studie behandelten Firmen waren per Ende 2017 immer noch 92% am Ansiedlungsstandort domiziliert. Dies darf als nachhaltiger Ansiedlungserfolg bezeichnet werden. Im Vergleich dazu beträgt die Überlebensrate von Neugründungen in der Schweiz nach fünf Jahren noch knapp 49,2%. Die Förderung von Ansiedlungen darf somit als grundsätzlich nachhaltig bezeichnet werden.
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