Die Standortförderung gerät wieder stärker unter Druck: Die Forderung der grün- und national-orientierten politischen Kräften nach einer restriktiveren Einwanderungspolitik in Kombination des Ächzens der Wirtschaft nach Fachkräften könnte zu einem toxischen Cocktail führen. Es wäre wichtig, vermehrt über die positive Wirkung unserer Standortförderung zu sprechen.
Da sind sie wieder: die Stimmen aus dem ökologischen Lager, welche Wachstum zum Wohle der Umwelt drosseln und damit in Kauf nehmen, dass wir unseren Wohlstand reduzieren. In deren Gesang stimmen auch die nationalen Kräfte ein, welche die Zuwanderung per se begrenzen wollen. In Kombination sollen die Anstrengungen zur Vermarktung des Standorts Schweiz und damit auch Firmenansiedlungen gestoppt werden.
Zuwanderung als Innovationstreiber
Ausgeklammert bleibt bei diesen Überlegungen, dass der Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte den Wohlstand unseres Landes über Jahrzehnte positiv beeinflusst hat, wie eine kürzlich erschienene Studie von Avenir Suisse ("Grenzenlos innovativ") eindrücklich aufzeigte. In Relation zu ihrem Bevölkerungsanteil (26%) leisten Ausländerinnen und Ausländer einen überdurchschnittlich hohen Beitrag zur Schweizer Innovationsleistung. Sie stellen:
39% aller Firmengründer,
50% aller Startup- sowie 78% aller «Unicorn»-Gründer,
37% aller Erfinder (basierend auf Patentanmeldungen).
Weiter noch: Ausländische Startup-Gründer sind einerseits in bereits länger bestehenden Wirtschafts- und Innovations-Clustern tätig (so etwa in den Life Sciences). Andererseits demonstriert etwa eine namhafte Zahl von Cleantech-Startups, dass Ausländer gerade auch an zukunftsfähigen Technologien in weniger etablierten Sektoren arbeiten (siehe Zusatzstudie "Wer gründet die Schweiz" von Avenir Suisse). Folglich: Wer die Zuwanderung ohne Differenzierung blind eingrenzt, der schadet dem Innovationsstandort Schweiz.
Firmenansiedlungen bedeuten Wertschöpfung
Ausgeklammert bleibt bei diesen Überlegungen auch, dass durch Firmenansiedlungen ausserordentliche volkswirtschaftliche Effekte in Form von Steuereinnahmen generiert werden, wie dies Studien der Greater Zurich Area in einer Langzeitbeobachtung eindrücklich belegen. Das Standortmarketing im Ausland dient dabei nicht primär dem quantitativen Wachstum, sondern unterstützt vielmehr den wirtschaftlichen Strukturwandel durch die nachhaltige Ansiedlung innovativer Unternehmen in der Region (qualitatives Standortmarketing).
Technologische Ökosysteme stärken
Ausgeblendet wird zudem, dass das Geschäft der Standortpromotion sich in den vergangenen Jahren zu einem Wettbewerb verändert hat, bei dem die Schweiz an den Wissenssystemen der Zukunft – sprich den Ökosystemen des Wirtschaftens – orientiert. Global tätige Firmen mit bahnbrechenden Technologien und Dienstleistungen ergänzen und erneuern das Branchengefüge unseres Landes in einer Weise, welche die bereits ansässige Wirtschaft und die Beschäftigungsmöglichkeiten massiv bereichern und niemals bedrohen.
Schwaches Netzwerk unter Standortförderungen
Dass die Politik die Standortförderung zum Spielball ihres Diskurses macht, ist selbstverschuldet. Die Szene ist schlecht organisiert, kümmert sich noch kaum um Aus- und Weiterbildung, hat aufgrund der vielen Quereinsteigern keine Berufsethos und kommuniziert zu wenig offensiv. Die SVSM Schweizerische Vereinigung für Standortmanagement hat sich deshalb auf die Fahne geschrieben, über ihre Aktivitäten diesen Schleier mehr und mehr zu lüften. Vernetzungsveranstaltungen, Weiterbildungsformate und eine aktivere Kommunikation über die positive Wirkung der Standortförderung soll die Zukunft des Verbands prägen. Mit der Vergabe der SVSM Awards wird im Spätherbst ein weiterer Beitrag geleistet.
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