Initiativen wie "Made in Zurich" sind überzeugt, dass in einer aktiven und pulsiven Stadt die Produktion von Gütern wieder einen grösseren Stellenwert erhalten soll. Denn Städte sind im Umbruch: Retailflächen schwinden, Büros stehen leer. Doch auch die Produktion ist im Umbruch: Digitalisierung & Automatisierung erlauben dezentrale Herstellung und kürzere, geschlossene Produktionsketten auf kleineren Flächen, viel näher am Konsumenten. Führt dies nun zur Rückkehr der Produktion in die Städte?
Die «Made in Zürich Initiative» ist eine Plattform, welche urbane Produzenten jeglicher Couleur vereinigt: von Mode- und Möbelmachern, Seifensiedern und Foodkönigen bis hin zu High-Tech-Firmen und Industriebetrieben. Unter einem Label, welches gemeinsam gegen aussen getragen wird. Für Produkte, die in Zürich hergestellt werden, wird mit «Made in Zürich» eine offizielle Herkunftsbezeichnung geschaffen (siehe https://madeinzuerich.ch/)
Neue Ansätze mit urbanen Arbeits- und Lebensmodellen
In Netzwerken, die urbane Produktion fördern, werden Unternehmen vom Kleinst- bis zum Industriebetrieb, welche in der spezifischen Stadt etwas produzieren, montieren, reparieren oder in Stand halten, zusammen geführt. Produkte sind qualitativ hochstehende Güter und Leistungen, welche in einer Stadt mit entsprechenden höheren Kosten entwickelt, hergestellt und angeboten werden können. Die Artisanalisierung (also die handwerkliche Herstellung) macht die Produktion von Gütern und Dienstleistungen zum Teil des Produkterlebnisses und stellt sie ins Zentrum der Wertschöpfung. Die Haltung bezüglich Ressourcen und Wertschöpfungsketten lautet: «so lokal wie möglich und so global wie nötig». Der urbane Produktionsstandort ist aber auch eine Verpflichtung zu Nachhaltigkeit, Innovation und Exzellenz. Darüber hinaus beschäftigen sich Netzwerke mit urbanen Arbeits- und Lebensmodellen und suchen nach fortschrittlichen Ansätzen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und baulichen Perimeter einer Stadt.
Beispiel Werkstatt Zürich – Ort für Urbane Produktion
Das produzierende Gewerbe und die Industrie haben sich in den vergangenen 100 Jahren vornehmlich am Rand der Städte niedergelassen. Mit dem Wandel von einer Industriegesellschaft hin zu einer vermehrt wissensbasierten Ökonomie entstehen neue Bedürfnisse, Bedingungen und Möglichkeiten für innerstädtische Handwerks- und Produktionsstandorte. Urbane Manufakturen und Clean-Tech Unternehmen zeichnen sich zunehmend als wichtige ökonomische und ökologische Triebkräfte städtischer Entwicklung ab. In diesen neuen Arbeitswelten entstehen quartiernahe Arbeitsplätze für Handwerk, Service und hochspezialisierte Fachkräfte. Ökonomischer Erfolg, Innovationspotenzial und Synergien sind dabei oft an komplexe innerstädtische Lagefaktoren gebunden. Mit dem Projekt Werkstadt Zürich bietet sich die Möglichkeit, eine nachhaltige Mischung aus klassischem und innovativem Gewerbe, Dienstleistungs- und Freizeitangeboten direkt in Zürich zu etablieren. Die Stadt setzt sich dafür ein, dass der «urbane Werkplatz der Zukunft» gute Rahmenbedingungen vorfindet. Dies gilt besonders für mittelständische und kleine Unternehmen, die dazu beitragen, dass Zürich über ein robustes wirtschaftliches Fundament verfügt, das über die Stadtgrenzen hinaus gut verankert ist. (siehe https://werkstadt-zuerich.ch/)
Beispiel NŒRD Zurich - Treffpunkt der urbanen Kreativwirtschaft
Seit der Fertigstellung 2011 haben sich über 25 Mieter und damit gut 300 Kreative und kreative Macher unter einem gemeinsamen Dach in Neu-Oerlikon zusammengefunden – im NŒRD. Hier werden Dienstleistung und Produktion kombiniert. Ein Konglomerat kreativer Firmen, deren Tätigkeiten sich von Metallbau über Marketing, Design, Kommunikation, Softwarelösungen bis hin zu Fernsehproduktionen erstrecken und Köpfen dahinter, die das aussergewöhnliche Gebäude mit Leben, Spass, Freundschaft und Inspiration füllen. An wiederkehrenden Veranstaltungen öffnet sich das Haus dem Quartier und der Stadt und feiert mit ihr den einzigartigen Spirit des NŒRD. Wer diesen Spirit tagtäglich spüren möchte: Die NŒRD Kantine, mit dem wohl schönsten Dachgarten von Zürich, ist nicht nur ein Treffpunkt der NŒRDs, sondern auch für Aussenstehende unter der Woche täglich geöffnet. (siehe https://www.noerd.ch/)
Beispiel Brookly Navy Yard – Transformation einer Schiffswerft zum urbanen Produktionsraum
Die am Wasser gelegene Brooklyn Navy Yard war 165 Jahre lang ein wichtiges Zentrum des Schiffbaus. Heute befinden sich in den Lagerhallen aus Backstein Druckereien, Modeunternehmen und Möbelfirmen sowie eine Food-Hall mit lokalen Verkäufern und Restaurants wie dem berühmten New Yorker Deli Russ & Daughters. Auf den Dächern werden Gemüse und Wein direkt angebaut, eine Brauerei versorgt dies Restaurants mit kühlem Bier. Anwohner zieht es in den Verkostungsraum der Kings County Distillery. Das Museum BLDG 92 mit Ausstellungen zum Schiffbau erzählt auch die Geschichten von städtischen gewerblichen Herstellern. (siehe https://brooklynnavyyard.org/)
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