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AutorenbildRemo Daguati, CEO LOC AG

Kurzzeitmieten sind wichtig für den Wirtschaftsstandort

Aktualisiert: 15. Mai 2023

Dass in der Schweiz Wohnungen noch knapper werden, bestreitet niemand. Regulatorische Eingriffe ins Wohnungswesen schaden aber auch dem Wirtschaftsstandort Schweiz. Darum gilt es kühlen Kopf zu bewahren.


Ausbau des Mieterschutzes, Verbot von Airbnb in Städten, Schikanen für Kurzzeitvermietungsmodelle und Business-Apartments: den Ideen für neue, überbordende Regulierungen sind kaum Schranken gesetzt. Kurzzeitmieten erfüllen aber eine wichtige Nebenfunktion für den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Wohn- wie Wirtschaftspolitik müssen deshalb enger ineinandergreifen und im Gesamtkontext verstanden werden.


Kurzzeitmieten als Erfolgsmodell

Bei Kurzzeitmieten stehen meist möblierte Wohnungen zur Verfügung mit regelmässiger Reinigung. Diese Art des Wohnens wird von Geschäftsleuten, Studenten oder Langzeit-Touristen geschätzt. Werden nun unter dem Titel «Wohnungsnot» regulatorische Eingriffe gegen Kurzzeitvermietungsmodelle vorgenommen, werden auch wichtige «Nebenfunktionen» für den Wirtschaftsstandort Schweiz abgewürgt. Betroffen sind beispielsweise Neuansiedlungen, die Attraktivität von Headquarter- und Backoffices, die Schweizer Exportwirtschaft, die Revitalisierungen von Hotels im ländlichen Raum genauso wie Interims-Lösungen auf Arealtransformationen.


Attraktivität für Neuansiedlungen erhalten

Kurzzeit- und Mittelfrist-Mieten sind elementar für Neuansiedlungen, wo in der Anfangsphase meist Aufbauteams der ausländischen Mutter in die Schweiz kommen, welche nicht in «cleanen" Hotels, sondern auf Zeit in Wohnungen leben wollen. Diese Wohnform lässt eine persönliche Note beim Aufenthalt zu und ist ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit dieser Fachkräfte. In späteren Phasen einer Ansiedlung werden Aufbauteams nach und nach durch Schweizer Arbeitnehmende ersetzt, d.h. die Kurzzeitmiete ist eine wichtige Übergangsform eines Ansiedlungsprojekts. Wer das Angebot von Business-Apartments einschränkt, der schwächt letztendlich auch die Attraktivität einer Region für Firmenansiedlungen.


Halten von Headquarters

Auch die Gewinnung und das Halten von Headquarter- und Backoffice-Funktionen hängen stark davon ab, ob man im Umfeld eines Standorts Kurzzeitmieten bzw. Business-Apartments anbieten kann. Headquarters ziehen oft auf Zeit ihren internationalen Staff zusammen, sei es für längere Schulungen, Ausbildungen oder eben für zeitlich befristete Projekte. Damit die Fachleute keinen "Hotelkoller" bekommen, sucht man meist flexible Kurzzeitlösungen in Wohnungen. Städte und Regionen ohne ein solches Angebot machen sich unattraktiv für Headquarter- und Backoffice-Ansiedlungen, deren Standortwahl meist mit hohen Steuererträgen für die öffentliche Hand einhergeht.


Schweizer Exportwirtschaft betroffen

Doch nicht nur die Ansiedlungsseite ist zu beachten. Auch für ansässige KMU und das exportierende Gewerbe sind Kurzzeitvermietungen elementar. Gerade Schweizer MEM-Unternehmen haben regelmässig Besuch von ausländischen Käufern bzw. Servictechnikern, welche über mehrere Wochen auf den Maschinenparks der Schweizer Industrie geschult werden. Evaluationsteams und Servicetechniker bevorzugen nebst Hotels oft auch Kurzzeitlösungen in Wohnungen, welche ein persönlicheres Leben auf Zeit während des Auslandeinsatzes erlauben. Ein Verbot von Kurzzeitmietmodellen schwächt somit auch den Aussenhandel.


Längere Aufenthaltsdauer bei Familien, Revitalisierung von Hotelkonzepten

Airbnb ist auch für den Tourismus eine gute Alternative, gerade für Familien oder Personen mit wenig Budget. Der Aufenthalt dieser Gäste ist so auch deutlich länger als in Hotels. In ländlichen, ruraleren Gegenden können Kurzzeitmieten in Konzepten helfen, wenn klassische, defizitäre Hotelnutzungen durch automatisierte Digitalhotels ersetzt werden. Solche Konzepte können auch eine soziale Note haben: der defizitäre Hotelbetrieb eines Frauenklosters wurde durch ein hybrides Digitalhotel ersetzt, welches Monteuren, klassischen Hotelgästen (Wandern, Skifahren), Sozialgästen des Klosters (Familien, Mütter mit Kindern auf der Suche nach Stabilität), Spezialisten aus multinationalen Unternehmen etc. attraktiven Raum auf Zeit bietet. Der Betrieb leistet nun positive Deckungsbeiträge an das Kloster. Ohne Kurzzeitmietmodelle wäre der Turnaround kaum gelungen.


Zwischennutzungen und Brachentransformation

Kurzzeit- und Mittelfrist-Miet-Lösungen können gerade für Zwischen- oder Interim-Nutzungen von Arealen spannend sein. Diese sind mittlerweile ein wichtiges Element bei der Transformation von Industrie- und Gewerbebrachen bzw. der Wiederbelebung von abgewerteten Stadtteilen. So kann auch ein wesentlicher Beitrag an die Innenverdichtung in Städten geleistet werden. Städte vergeben sich Chancen, wenn einen vielseitigen Nutzungsmix durch Einschränkungen verbieten.


Im Bild: Transformationsareal Ausserholligen Bern

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