Welche Auswirkungen hat die COVID-19-Pandemie auf Liegenschaften? Diese Frage haben wir in unserem Mandat als Redaktionsverantwortliche des St.Galler Hauseigentümers (Auflage: rund 31'000 Exemplare) Dominik Matter von Fahrländer Partner gestellt.
Aus dem Gespräch mit Dominik Matter lassen sich zusammenfassend folgende Punkte erwähnen:
Basierend auf der Annahme, dass sich der Trend zum Home Office fortsetzt, könne der Faktor Wohnqualität auf Kosten der Zentralität in Zukunft eine höhere Gewichtung erfahren. In der Folge wären Verschiebungen in den offenbarten Lagepräferenzen zu erwarten, was mit vermehrten Umzügen – ob zur Miete oder im Eigentum – an dezentralere Standorte einhergehen würde. Dadurch wäre eine erhöhte Nachfrage sowohl nach Wohneigentum wie auch nach Mietwohnungen an eher peripheren Standorten zu erwarten.
Infolgedessen sind Anpassungen im Mobilitätsverhalten möglich. Zum einen ist es möglich, dass die Gesellschaft insgesamt weniger Mobilität nachfragt. Zum anderen sind gewisse Verschiebungen zwischen den Verkehrsträgern wahrscheinlich. Dabei ist davon auszugehen, dass auf kurzen Strecken vermehrt auf das (elektrisch verstärkte) Fahrrad zurückgegriffen oder eine Strecke zu Fuss zurückgelegt wird. Auf längeren Strecken könnte derweil der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf Kosten des öffentlichen Verkehrs an Bedeutung gewinnen. Gründe hierfür sind zweierlei: Auf der einen Seite wirken sich verändernde Lagepräferenzen auf das Mobilitätsverhalten aus, was gemäss dem in der Schweiz beobachtbaren und räumlich stark unterschiedlichen Modalsplit den MIV begünstigt. Auf der anderen Seite hat der öffentliche Verkehr aufgrund der Krise stark an Vertrauen eingebüsst bzw. die empfundene Sicherheit wird deutlich tiefer wahrgenommen. Das Privatauto oder allgemein der MIV vermittelt dabei als mobiler Schutzraum diese Sicherheit, die ein Massenverkehrsmittel per Definition nicht bieten kann.
Unabhängig von den Verschiebungen zwischen den Verkehrsträgern tragen Home Office, Videokonferenzen und allgemein die Auswirkungen des digitalen Arbeitens dazu bei, dass insgesamt weniger Mobilität nachgefragt wird – und wie einleitend erwähnt der Faktor "Wohnqualität" auf Kosten der "Zentralität" in Zukunft eine höhere Gewichtung erfährt.
Das gesamte Interview findet sich hier:
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