Viele Führungsverantwortliche in Standortförderungs-Organisationen folgen äusserst kurzfristigen Zielsetzungen. Wenn sie mit Unternehmen im Kontakt stehen, sollte der Ansiedlungserfolg innert 6 bis 18 Monaten eintreten. Die Motivation der Mitarbeitenden und der Auftrag der Politik richten sich demnach an kurzfristigen Erfolgen und meist auch nach Legislaturzielen. Nicht alle Standortförderungen sehen sich demnach dazu verpflichtet, nebst der Promotion der bereits vorhandenen Angebote und Standorte auch deren Entwicklung voran zu treiben. Das LOC-Modell für Standortförderung gibt der Standortentwicklung ein gleichwertiges Gewicht. Denn wer sich nicht langfristig ausrichtet, wird auf Dauer nicht punkten.
Wichtiges Zusammenspiel zwischen Promotion und Entwicklung
Gerade die Mitarbeitenden in den Promotionsteams eines Standorts erhalten laufend Feedbacks zur Markttauglichkeit ihres Angebots und entsprechend auch Hinweise, in welchen Themenbereichen Verbesserungen realisiert werden können. Diese Feedbacks von Investoren gezielt aufzubereiten, auszuwerten und den politischen Entscheidungsträgern zur Kenntnis zu bringen, wäre eine wichtige Schnittstelle zwischen Standortpromotion und Standortentwicklung. Sofern Lücken zwischen der Positionierung eines Standorts und seinem tatsächlichen Angebot bestehen, sollten diese zwingend durch aktive Standortentwicklung geschlossen werden.
Verschiedenen Politikbereiche relevant Bei der Standortentwicklung spielen verschiedene Politikbereiche eine wesentliche Rolle, etwa die Innovationsförderung, die Bildungs- und Infrastruktur-Politik, die Raumordnung, die Verkehrsplanung (öffentlicher Verkehr, Individualverkehr, Langsamverkehr) oder die Steuer- und Finanzpolitik. Standorte, denen es besser gelingt, wesentliche Treiber der Standortgunst gezielt zu koordinieren, dadurch bestehende Standortfaktoren weiter zu verbessern und neue Alleinstellungsmerkmale (so genannte Unique Selling Propositions (USP)) aufzubauen, haben im Standortwettbewerb weitaus bessere Karten. Bei der Promotion eines Standorts spielen nicht nur die aktuellen Vorteile eine Rolle, sondern genauso die künftigen Entwicklungen eines Standorts. Um diese nachhaltig zu beeinflussen und zu verbessern, ist langfristiges Agieren und entsprechend viel Geduld gefragt.
Vision des Standorts schärfen
Die Standortentwicklung kann dazu beitragen, dass die Vision eines Standorts mehr und mehr zur Wirklichkeit wird, dringliche Handlungsfelder aktiv bearbeitet und Lücken im Standortangebot laufend geschlossen werden. Dabei müssen verschiedene Akteure zusammenarbeiten, sei es zwischen den Politikbereichen der öffentlichen Hand (nationale, regionale, kommunale Akteure) oder wichtigen Partnern der Wirtschaft (Verbände, Sektororganisationen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen etc.) sowie aus dem Freizeit- und Kulturbereich (Tourismus, kulturelle Leistungsträger, Erholungsfunktionen). Bei der Standortentwicklung handelt es sich um alle direkten (generelle Rahmenbedingungen, Wirtschaftsförderung, Regionalentwicklung, Tourismusförderung, Exportförderung, Gewerbepolitik usw.) und indirekten (Steuerpolitik, Bildungspolitik, Verkehrspolitik etc.) Anstrengungen eines Landes, einer Region oder Kommune (Stadt/Gemeinde), um sich im Wettbewerb der Standorte gezielter zu positionieren. Gleichzeitig bildet erst eine erfolgreiche Standortpolitik die Basis für die Ableitung von Vorzügen und Stärken eines Standorts, welche für die Positionierung des Standorts mit seinen Vorzügen unabdingbar ist. Jede Standortförderungs-Organisation hat demnach zu entscheiden, wie sie ihre Erfahrungen im Markt den politischen Verantwortungsträgern spiegelt und damit auch dazu beitragen kann, dass die Standortentwicklung verstärkt auf die Bedürfnisse der Promotion ausgerichtet werden kann.